Das Badezimmer einer guten Freundin von mir gleicht einer Drogerie-Filiale. Überall stehen Tiegel, Flaschen, Döschen in vier- bis fünffacher Ausfertigung herum. Leider ist sie ein hoffnungsloses Werbeopfer, sie muss immer gleich das neue Shampoo oder den super-duper „Stay-on“-Lippenstift in 5 verschiedenen Farben haben – auch wenn sie eigentlich noch Vorrat für die nächsten 6 Monate hätte. Und möchte mich überzeugen, es ihr nach zu tun. Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum braucht sie fünf Shampoos oder vier Körperlotionen? 8 verschiedene Parfums, eine ganze Schublade mit Kosmetik und Make-up? Außerdem vermute ich, dass sie die Sachen nie aufbraucht und irgendwann das meiste entsorgt, da die Sachen sich ja auch nicht ewig halten.
Ich bin da ganz anders gestrickt. Ich habe eine Bodylotion, die ich erstmal leer mache, bevor ich eine Neue kaufe. Zum einen habe ich gar nicht so viel Platz, um so viele verschiedene und doch ähnliche Produkte hinzustellen, zum anderen finde ich es auch nicht schön, wenn alles so vollgestellt ist.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum in meinem Badezimmer mehr Ordnung herrscht. Mir geht es auch um die Nachhaltigkeit. Seit einiger Zeit bin ich mit meiner Familie dazu übergegangen, Plastikverpackungen zu reduzieren und das klappt bei Kosmetik und Hygieneartikeln mittlerweile sehr gut. Shampoo, Conditioner und Duschgel gibt es in Seifenform, deren Verpackung besteht aus Papier oder kompostierbarem Cellophan auf Maisstärkebasis. Auch Bodylotions, Deodorants und Rasierschaum entweder als „Bar“, also zum Stück gepresst, oder in Metall- oder Glasbehältern. Ohrstäbchen aus Bambus mit Biobaumwolle, Zahnpasta als Pastillen im Glas, Zahn-oder Handbürsten und Kämme aus Holz oder Bambus, Rasierer aus Metall. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Passende Transportmittel für die Reise gibt es aus Metall, Bambus, Flüssigholz oder Glas.
Auch bei der Gesichtspflege gibt es Alternativen. Statt zum Reinigungsschaum aus der Tube zu greifen, lieber wiederverwendbare Abschminktücher aus Bambus oder Bio-Baumwolle benutzen, Gesichtscremes – und Toniques in Glasbehältern mit Metalldeckeln kaufen.
Wir haben ausgerechnet, dass wir pro Jahr ca. 24 Shampoo- und Conditionerflaschen, 12 Zahnpastatuben, 6 Duschgel- und 12 Bodylotionflaschen auf diese Weise einsparen. Und wenn die Nachfrage weiter steigt, werden die Hersteller gezwungen sein, umzudenken und Alternativen anzubieten.
Ja, es ist gewöhnungsbedürftig und ja, es ist auch teurer als die herkömmlichen Artikel aus dem Drogeriemarkt, aber es lohnt sich. Erstens vermeiden wir einen Haufen Plastikverpackungen und zweitens sind diese Sachen frei von Silikonen, Parabenen, Mineral- und Palmöl, Mikroplastik und anderen unnötigen Zusatzstoffen. Sie sind vegan und die meisten auch Bio. Das ist doppelt gut für die Umwelt. Und wenn das Shampoo aufgebraucht ist, ist es einfach weg, es bleibt keine Verpackung zum Entsorgen übrig. Wie ihre liquiden Verwandten, riechen auch diese Shampoos lecker und zaubern toll glänzende Haare. Es geht nicht darum alles auf einmal umzustellen, sondern nach und nach. Es ist toll, wenn schon mal ein Bewusstsein dafür geschaffen wird. Und komplett ohne Plastik ist auch im normalen Alltag nur mit sehr viel Mühe und Disziplin durchzuhalten – wer schafft das schon…?
Mittlerweile gibt es in den Städten einige der „unverpackt“-Läden, bei den meisten geht es hauptsächlich um Lebensmittel, aber auch Bio-Supermärkte oder Online-Shops haben ein breites Angebot. Drogeriemärkte wie dm und Co. haben ihr Sortiment sogar dahingehend schon erweitert und bauen es immer weiter aus. Einfach mal schauen und ausprobieren – es lohnt sich!